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COPD und Depression: Verständliche Informationen und Hinweise für Betroffene

Monika Tempel • Jan. 06, 2022

Welche Hinweise finden COPD-Patienten mit Depression in verständlich aufgearbeiteten Gesundheitsinformationen?



Wissenschaftlich fundierte und verständliche Patienten-Informationen: eine Übersicht

 

Gesundheitskompetenz umfaßt nach einer allgemein akzeptierten Definition das Wissen, die Motivation und die Fähigkeiten von Menschen, relevante Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden (nach Sørensen K et al, 2012).

 

Wer die (unter Umständen mühsam recherchierten) Suchergebnisse nicht versteht, kann die nächsten Schritte Richtung Beurteilung und Anwendung nicht gehen. Es ist also entscheidend, fundierte Informationen Schritt für Schritt zu verstehen, beispielsweise über folgenden Pfad:

 

  • Patienten-Leitlinien,
  • Informationsportale,
  • Patienten-Organisationen.



Patienten-Leitlinien

 

Im Beitrag „COPD und Depression: Verläßliche Informationen und Erkenntnisse für Betroffene“ wird eine wichtige Passage aus der Nationalen Versorgungs-Leitlinie COPD (NVL COPD) zitiert. Sie zeigt, daß sich viel getan hat beim Thema „Lunge und Psyche“. Diese Erkenntnisse sind teilweise in die Versorgungs-Leitlinie eingefloßen – leider in einer für viele Betroffene wenig verständlichen Fachsprache.

 

Es bereitet wenig Freude, einen Text mit zuverläßigen Informationen zu lesen, bei dem man leider jedes zweite oder dritte Wort im medizinischen Lexikon nachschlagen muß.

 

Um dieser Frustration zu entgehen, lohnt immer die Suche nach Patienten-Leitlinien oder Patienten-Informationen. In diesen Dokumenten werden die Inhalte von Versorgungsleitlinien oder evidenzbasierten Übersichtsarbeiten in patienten-orientierter Darstellung präsentiert.

 

Für unserer Thema „COPD und Depression“ gibt es zwar noch keine Patienten-Leitlinie, aber bereits gut aufgearbeitete Patienten-Blätter und weiterführende Patienten-Informationen.

 

Zum Patientenblatt „COPD – Warum alltägliche und seelische Belastungen wichtig werden können“ gelangst Du am einfachsten über die Website Patienten-Information.de


 

Klick auf „Lunge“ (unter Krankheiten/Themen) --> Klick auf „COPD“ --> Klick auf „Patientenblätter – Weiterlesen“ --> Klick auf „COPD – Warum alltägliche und seelische Belastungen wichtig werden können“  - vier Klicks für eine gut verständliche Zusammenfassung zum Thema „COPD und Depression“.

 

Das Patientenblatt liefert beispielsweise Antworten auf die Frage: „Wie kann mir geholfen werden?“



Hinweis für Betroffene: Techniken zum Streßmanagement und Entspannungsverfahren erleichtern Patienten den Umgang mit den seelischen Belastungen bei einer COPD. Auch regelmäßige körperliche Aktivität verbessert nachweislich das seelische Befinden. Eine Patienten-Schulung unterstützt die Krankheitsverarbeitung (Coping). Eine psychotherapeutische Behandlung ist empfehlenswert, wenn die Selbsthilfe-Maßnahmen auf Dauer nicht ausreichen, um das seelische Gleichgewicht zu stabilisieren.



Diese Informationen sind verläßlich und verständlich – für einen depressiven COPD-Patienten führen sie zwar weiter, aber noch lange nicht zum Ziel.

 

Die Suche geht also in die nächste Runde …



Informationsportale

 

Auf dem Pfad durch den Informationsdschungel zum Thema „COPD und Depression“ führt der nächste Schritt zu den wissenschaftlich fundierten Internet-Portalen.

 

Hier taucht als erstes der Lungeninformationsdienst auf, der Dir möglicherweise bereits im Beitrag „COPD und Depression: Verläßliche Informationen und Erkenntnisse für Betroffene“ begegnet ist. Jetzt lernst Du dieses Angebot von Helmholtz München etwas genauer kennen.

 

Der Lungeninformationsdienst bietet nach eigener Aussage „aktuelle Informationen aus der Lungenforschung und -medizin – verständlich, neutral, direkt aus der Wissenschaft und kostenlos.“

 

Dieses Versprechen kannst Du sogleich auf die Probe stellen, indem Du die Schlagworte „COPD Depression Psychotherapie“ in die Suchleiste eingibst.

 

Gleich der erste Treffer unter dem Titel „Psychische Belastungen bei Lungenerkrankungen“ liefert verständliche Erklärungen und ein paar neue Empfehlungen für den Umgang mit COPD und Depression, zum Beispiel die Hinweise auf krankheitsspezifische Disease-Management-Programme (DMP für COPD) und auf die Entlastung durch Erfahrungsaustausch in Selbsthilfe-Organisationen.



Hinweis für Betroffene: Die Möglichkeiten zur Linderung von COPD und Depression reichen von Patientenschulungen (sei es im Rahmen eines Disease-Management-Programms oder einer Pneumologischen Rehabilitation) über spezielle psychosoziale oder psychotherapeutische Angebote bis zur Unterstützung durch Patienten-Organisationen.



Neben dem unabhängigen "Lungeninformationsdienst“ gibt es noch einige pharma-gesponserte Gesundheitsportale für pneumologische Erkrankungen. Hier eine kleine Auswahl für COPD-Patienten:

 



 

Diese Gesundheitsportale sind sehr patientenfreundlich gestaltet. Sie bieten alle eine komfortable Suchfunktion, über die Du mit den Schlagworten „COPD Depression“ verständliche Informationen abrufen kannst. Bei „Mehr Luft“ gelangst Du sogar zu einem sehr interessanten Kurs „COPD und Psyche“.

 

Ein ganz besonderes Informationsportal bietet seit einiger Zeit die gemeinnützige Gesellschaft Patienten-Bibliothek an. Über die Suche mit den Schlagworten „COPD Depression“ werden hier gleich mehrere Beiträge aus psychopneumologischer Perspektive angeboten.



Im Artikel „Wie die Psychopneumologie bei COPD wirksam zur Lösung beiträgt“ wird detailliert auf eine spezielle psychotherapeutische Intervention für depressive COPD-Patienten eingegangen:

 

„Personalisierte Intervention für depressive COPD-Patienten


Forschergruppen um G. S. Alexopoulos entwickeln und erforschen seit mehr als zehn Jahren eine personalisierte Intervention für depressive Patienten mit (fortgeschrittener) COPD (= PID-C) (Am J Geriatr Psychiatry. 2014 Nov;22(11):1316-24. doi: 10.1016/j.jagp.2013.05.006).

Inzwischen weisen mehrere Studien, veröffentlicht in den Jahren 2013 und 2014, deutliche Verbesserungen in zentralen Problembereichen der COPD-Patienten nach.

Nach diesen erfreulichen Ergebnissen erweiterten die Forscher die personalisierte Intervention um ein Modul mit einem Problemlösungs-Adhärenz-Training (Adhärenz = Therapietreue).

Die Ergebnisse erbrachten vergleichbare Verbesserungen für beide Interventionen, jedoch keine Vorteile gegenüber der ursprünglichen personalisierten Intervention.


        Fazit:

  • Eine personalisierte Intervention für depressive COPD-Patienten zielt vor allem auf die Patienten-Bedürfnisse 2, 4, 5, 7, 12 (siehe Grafik 1),
  • reduziert die depressive Symptomatik,
  • vermindert atemnotbezogene Einschränkungen,
  • verbessert bzw. stabilisiert die Lebensqualität (trotz Fortschreiten der Grunderkrankung COPD),
  • ist auf die individuellen Patientenbedürfnisse zugeschnitten (personalisiert),
  • ist für Behandler leicht erlernbar,
  • sollte (nach weiterer Testung) in umfassende Versorgungsangebote für depressive COPD- Patienten integriert werden.“


Der Artikel verweist außerdem darauf, daß Methoden der Mind-Body-Medicine (z. B. Tai Chi und QiGong) günstige Effekte auf COPD und Depression haben können.



Hinweis für Betroffene: Personalisierte psychotherapeutische Ansätze und körpertherapeutisch orientierte Methoden (beispielsweise aus dem Repertoire der Mind-Body-Medizin) können depressiven COPD-Patienten einen Nutzen bieten.



Es bleibt noch eine weitere Quelle für verständliche Gesundheitsinformationen: In den meisten Beiträgen der Gesundheitsportale wird die große Bedeutung von Patienten- bzw. Selbsthilfe-Organisationen erwähnt. Diese Hinweise klingen so, als könnten sich mit Hilfe dieser Organisationen weitere verständliche Informationen zum Thema „COPD und Depression“ finden lassen.



Patienten-Organisationen

 

Patienten-Organisationen vertreten die Interessen von Betroffenen. Dazu zählen in der Regel die Patienten und ihre Angehörigen. Es gibt eine ganze Reihe von Patienten- bzw. Selbsthilfe-Organisationen für COPD-Patienten. Die bekanntesten sind:

 



 

Jetzt wird es richtig spannend! Liefern diese Patienten-Organisationen verständliche Informationen zum Thema „COPD und Depression“?

 

Die Recherche ergibt, daß die Suchfunktionen der Internetauftritte aller erwähnten Patienten-Organisationen mehrere Ergebnisse für die Schlagworte „COPD Depression“ liefern. Die angezeigten Beiträge bieten leicht verständliche, aber leider nur sehr allgemein gehaltene Informationen zum Thema „COPD und Depression“.

 

Das verwundert umso mehr, als gerade Patienten-Organisationen vermutlich häufig mit den Problemen von depressiven COPD-Patienten konfrontiert und diesbezüglich um Rat gebeten werden – möglicherweise auch mit der Fragestellung: „COPD und Depression: Persönliche Bedeutung von Informationen bewerten“.



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Beitragschronik

 

  • Erstveröffentlichung: 6.1.2022

 


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