Fatigue (vom lateinischen Begriff „fatigatio“ = Ermüdung) bezeichnet eine krankheitswertige Müdigkeit und Erschöpfung. Sie kommt als eigenständiges Krankheitsbild vor, aber auch neben anderen Symptomen bei chronischen und onkologischen Erkrankungen. Meist besteht kein ursächlicher Zusammenhang mit einer vorangegangenen körperlichen oder geistigen Anstrengung. Fatigue bessert sich typischerweise nicht durch Ruhephasen.
Die Fatigue-Erfahrung ist umfassend und betrifft alle Dimensionen:
Damit sind die typischen Bereiche beschrieben, in denen sich die Fatigue unangenehm bemerkbar macht. Das soziale Umfeld reagiert oft verständnislos auf die Klagen der Betroffenen. Ängste bei Atemnot sind für Familie und Freunde von Patienten mit chronischen Lungen-Erkrankungen nachvollziehbar – die Verzweiflung bei Fatigue erntet häufig ein Schulterzucken oder Kopfschütteln.
Fatigue und ihr Einfuß auf die Lebensqualität lassen sich durch Fragebögen zuverlässig testen. Gebräuchlich sind:
Allgemeine Fatigue-Fragebögen
In verläßlichen Studien berichten bis zu einem Drittel der COPD-Patienten von typischen Fatigue-Symptomen. Die Gefühle von Energiemangel und totaler Erschöpfung sind oft begleitet von Irritation, Frustration und Resignation. Mit Fortschreiten der Erkrankung berichten immer mehr Patienten über Fatigue.
Inzwischen gibt es spezielle Skalen für die Erfassung der Fatigue und ihrer Auswirkungen bei chronischen (Lungen)Erkrankungen.
Spezifische Fatigue-Skalen (für COPD, Asthma, chronische Erkrankungen):
Als Ursachen für die Fatigue werden vor allem folgende Faktoren diskutiert:
Diese Aufzählung macht bereits deutlich: Bei der Fatigue-Erfahrung lassen sich körperliche, psychische und soziale Ebene nicht voneinander trennen.
Die emotionale Fatigue zeigt sich vor allem in Form von Unlust und Motivationsmangel. Sie weist eine enge Verbindung zu Traurigkeit, Niedergeschlagenheit und Depression auf, ist jedoch nicht mit ihnen identisch.
Typische Patienten-Aussagen zur emotionalen Fatigue klingen beispielsweise so: „Manchmal wechselt meine Stimmung von einem Moment zum anderen. Ich bin total ratlos und sehe dann keinen Weg, wie ich ohne Energie überhaupt weitermachen soll.“
Bei emotionaler Fatigue geht es vorwiegend um das Coping (Krankheitsverarbeitung) von:
Methodisch bieten sich für diese Aufgaben folgende Ansätze an:
Vor allem die Ansätze der Mind-Body-Medizin (Yoga, Atemübungen, Achtsamkeitsübungen, Tai-Chi, Qi-Gong) und die klassischen Entspannungsverfahren (Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung) scheinen sich zu bewähren.
Bei diesen Ansätzen geht es darum, achtsam und aufmerksam mit sich selbst umzugehen. Selbstwahrnehmung, Wahrnehmung der eigenen Bedürfnisse und die daraus resultierende Selbstfürsorge stehen im Vordergrund. So tragen Mind-Body-Verfahren dazu bei, die eigenen Ressourcen (Kraftquellen) zu entdecken und angemessen einzusetzen.
Die mental-kognitive Fatigue äußert sich vor allem durch Einbußen der geistigen Aktivität und Leistungsfähigkeit.
Eine typische Patienten-Aussage lautet in diesem Zusammenhang etwa so: „Mein Kopf macht einfach nicht mehr mit. Beispiel gefällig? Wenn ich mich nach dem Frühstück endlich zum Zeitungslesen aufgerafft habe, kann ich mich nicht mal auf die Lokalnachrichten konzentrieren.“
Für den Umgang mit der mental-kognitiven Fatigue gibt es kein Patent-Rezept. Am ehesten eignen sich Methoden aus dem Energie-Management (Pacing), wie beispielsweise:
Energie-Management (Pacing) bewährt sich zwar vor allem beim Umgang mit körperlicher Fatigue; mit etwas Kreativität lassen sich jedoch die meisten Methoden auch bei mental-kognitiver Fatigue einsetzen.
Auf das Zeitungslesen angewandt, könnte es beispielsweise bedeuten:
Die körperliche Fatigue wird als muskuläre Schwäche, als fehlende Kraft und Ausdauer bei körperlicher Aktivität erfahren.
Bei einem Patienten mit fortgeschrittener COPD kann das beispielsweise so klingen: „Haarewaschen oder Duschen – das ist meine wöchentliche Mont Everest-Besteigung! Danach geht erstmal gar nichts mehr.“
Bei der körperlichen Fatigue entfalten die Methoden des Energie-Managements (Pacing) ihre hilfreiche Wirkung in der Regel noch deutlicher und effektiver als bei der kognitiv-mentalen Fatigue.
Die wichtigsten Methoden werden häufig im Rahmen der Pneumologischen Rehabilitation auch für den Umgang mit Atemnot bei Belastung vermittelt. Rhythmus, Tempo, Timing, Pausen – diese Begriffe und ihre individuelle Umsetzung bei Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL = Activities of Daily Living) kommen vermutliche den meisten Patienten mit Reha-Erfahrung bekannt vor. Pacing ist ein eindrückliches Beispiel für die Wichtigkeit eines Kollaborativen Versorgungs-Modells (interprofessionelle und interdisziplinäre Zusammenarbeit) zur Förderung der Lebensqualität bei chronischen Lungen-Erkrankungen.
Konkrete Empfehlungen zum Pacing bei Fatigue lauten beispielsweise:
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