Bereits 1977 wurde auf der Yale Konferenz für Verhaltensmedizin eine bis heute gültige Definition vorgeschlagen:
„Verhaltensmedizin ist das Gebiet, das sich mit der Entwicklung von verhaltenswissenschaftlichen Erkenntnissen und Verfahren befaßt, die für das Verständnis von physischer Gesundheit und Krankheit von Bedeutung sind, sowie mit der Anwendung dieser Erkenntnisse und dieser Verfahren auf Diagnose, Prävention, Behandlung und Rehabilitation.“
Damit ist klar: Die Verhaltensmedizin zeigt viele Berührungspunkte und Überschneidungen mit anderen Disziplinen wie beispielsweise Psychosomatik, Gesundheitspsychologie, Psychophysiologie und Neurowissenschaften.
Das biopsychosoziale Modell bildet das Fundament der Verhaltensmedizin.
Für die Verhaltensmedizin lassen sich Krankheiten nur dann verstehen und angemessen behandeln, wenn man den Wechselwirkungen zwischen Körper, Psyche und sozialen Beziehungen Rechnung trägt.
Ziel der Verhaltensmedizin ist somit die Zusammenführung der unterschiedlichen Faktoren, vor allem indem die Spaltung in „psychisch bedingte Krankheiten“ im Gegensatz zu „körperlich verursachten Krankheiten“ aufgegeben wird.
Gerade auch mit Blick auf chronische Lungen-Erkrankungen sind dynamische Wechselwirkungen zwischen psychischen und körperlichen Faktoren offensichtlich.
Es gibt mehrere Modelle der Komorbidität bzw. Koexistenz von psychischen Störungen und körperlichen Krankheiten.
Die oben genannten Modelle kann man nach drei Hauptrichtungen im Sinne eines verhaltensmedizinischen Rahmenmodells ordnen:
Zu jeder der drei Hauptrichtungen lassen sich Beispiele aus dem Bereich „Lunge und Psyche“ finden.
Bei diesem Punkt spielt Streß in mehrfacher Hinsicht eine bedeutsame Rolle.
Streß kann zum einen als gemeinsame Ursache für die körperliche Krankheit (z. B. Asthma) und die psychische Störung (z. B. Angststörung) fungieren.
Außerdem gibt es Hinweise dafür, daß über Streßeinflüsse (vorgeburtlich, frühkindlich, im Erwachsenenalter) die Wechselwirkungen zwischen körperlicher und psychischer Störung auf vielfältige Weise beeinflußt werden:
Bei diesem Punkt bietet sich die Gelegenheit, auf die häufig vernachlässigten psychischen Nebenwirkungen der Therapie einer chronischen Lungen-Erkrankung hinzuweisen.
Relativ einfach nachvollziehbar sind in diesem Zusammenhang die psychischen Nebenwirkungen von Medikamenten, wie beispielsweise:
Schwieriger gestaltet sich ein Nachweis, wenn es etwa um den Zusammenhang zwischen der Verordnung einer Langzeit-Sauerstofftherapie (LTOT) und der Entwicklung einer depressiven Störung oder um die psychischen Langzeitfolgen nach einer Invasiven Beatmung (Post Intensive Care Syndrom = PICS) geht.
Dieser Punkt bildet (gerade auch bei chronischen Lungen-Erkrankungen) den Hauptansatz für verhaltensmedizinische Interventionen.
Subjektive Krankheits-Modelle, individuelle und dyadische Coping-Strategien, Gesundheits- und Risikoverhalten, Therapietreue (Adhärenz), Krankheitsverhalten (z. B. Vermeidungs- und Schonverhalten), belastende Lebensbedingungen (life events, daily hassles) – all diese psychischen Faktoren prägen entscheidend den Krankheitsverlauf und die Prognose von chronischen Lungen-Erkrankungen.
Die gute Nachricht: Diese psychischen Faktoren sind kein Schicksal, sondern durch maßgeschneiderte Interventionen beeinflußbar.
Die Verhaltensmedizin liefert der Psychopneumologie ein Deutungsmodell von chronischen Lungen-Erkrankungen auf dem Fundament des biopsychosozialen Modells.
Verhaltensmedizinische Interventionen tragen diesem Modell Rechnung, indem sie Einfluß nehmen auf:
Typische verhaltensmedizinische Interventionen sind:
Welche Schlüsselrolle verhaltensmedizinische Interventionen beim Thema „Lunge und Psyche“ einnehmen, spiegelt sich in der Vielzahl der themenverwandten Beiträge wider, die an dieser Stelle verlinkt werden. Diese Beiträge liefern Hintergrundinformationen zu den jeweiligen Interventionen und anschauliche Beispiele für deren Einsatz.
Themenverwandte Beiträge
Beitragschronik
Deine Fragen und Anmerkungen, Deine Kritik und Deine Themenwünsche sind herzlich willkommen!
Vielen Dank für Deine Nachricht.
Du erhältst so schnell wie möglich eine Antwort.
Ups, beim Senden Deiner Nachricht ist ein Fehler aufgetreten.
Bitte versuche es später noch einmal.